Individuelle Förderung

„Ziel der nordrhein-westfälischen Landesregierung ist es, ein Schulwesen zu schaffen, in dem jedes Kind und jeder Jugendliche unabhängig von seiner Herkunft seine Potenziale und Chancen optimal nutzen und entfalten kann. Dies soll über eine „Individuelle Förderung“ erreicht werden, die zum pädagogischen Grundprinzip aller Schulen in Nordrhein-Westfalen werden soll.“
https://www.schulministerium.nrw.de/themen/schulsystem/foerderung/individuelle-foerderung
An einer Gesamtschule liegt die Notwendigkeit, auf die unterschiedlichen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler durch individuelle Lernangebote einzugehen, auf der Hand, da an dieser Schulform die Heterogenität (Verschiedenartigkeit der Schülerinnen und Schüler) besonders groß ist. Diesem Anspruch tragen wir unter anderem durch verschiedene Formen der Unterrichtsorganisation (z.B. Selbstlernzeit, Fachstunden, Trainingszeit) und durch die Fachleistungsdifferenzierung (Einteilung in Grund- und Erweiterungskurse) in den Hauptfächern Rechnung, aber auch durch regelmäßige Rückmeldungen an die Eltern bei nicht ausreichenden Leistungen und eine Beratungsstunde in den höheren Jahrgängen.
Diagnose
Eine unabdingbare Voraussetzung dafür, Schülerinnen und Schüler in angemessener Weise fördern und fordern zu können, ist die Kenntnis ihrer Stärken und Schwächen. Um davon möglichst schnell einen Eindruck zu gewinnen, gesellt sich zur aufmerksamen Beobachtung der Lernenden durch die Lehrerinnen und Lehrer in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik gleich zu Beginn der Jahrgangsstufe 5 die Durchführung eines Diagnosetests.
Selbstlernzeit
In Deutsch, Gesellschaftslehre und Biologie z.B. werden in Jahrgangsstufe 5 zwei der Fachstunden als Selbstlernzeiten gestaltet. Eigens zu diesem Zwecke haben wir für die genannten Fächer Unterrichtsmaterialien entwickelt, die in drei unterschiedlichen Niveaustufen vorliegen und den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bieten, in ihrem eigenen Lerntempo sowie mit dem zu ihren Voraussetzungen passenden Schwierigkeitsgrad zu arbeiten. Da die Schülerinnen und Schüler während der Selbstlernzeiten – wie der Name schon sagt – überwiegend eigenständig an ihren Aufgaben arbeiten und ihre Arbeitsergebnisse auch selbst kontrollieren, hat die Fachkraft in dieser Phase die Zeit, einzelne Schülerinnen oder Schüler bei Bedarf in ihrem Lernprozess zu individuell unterstützen. Die Wahl der Niveaustufe erfolgt zu Beginn der Jahrgangsstufe 5 durch Selbsteinschätzung der Lernenden, später dann nach einer Beratung mit der Fachkraft. Wenn man feststellt, dass die Wahl des Anforderungsniveaus nicht passend war, besteht die Möglichkeit – spätestens mit Beginn der nächsten Unterrichtsreihe, in manchen Fächern jedoch auch während einer laufenden Reihe –, die Niveaustufe zu wechseln, sodass es nie zu längeren Phasen der Unter- oder Überforderung kommen muss, sondern die Anforderungen den individuellen Möglichkeiten angepasst werden können.
Fachunterricht
Während des Fachunterrichts ist es vor allem die methodische und mediale Vielfalt, die den Schülerinnen und Schülern individuelle Lernwege und Zugänge zu den Unterrichtsinhalten eröffnet sowie Lernfreude fördert. Auch Formen des kooperativen Lernens in Partner- oder Gruppenarbeit sind gut geeignet, um Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen gemeinsam an ein Ziel kommen, sie von- und miteinander lernen zu lassen. Kinder und Jugendliche mit größeren Schwierigkeiten profitieren hier vom Vorbild und von den Erläuterungen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler, während jene, die ein Thema schnell durchdrungen haben, ihr Wissen festigen, indem sie andere daran teilhaben lassen, Dinge erklären und veranschaulichen.
Trainingszeit
In den Hauptfächern gibt es über die Selbstlernzeit hinaus in jeder Woche eine sogenannte Trainingszeit, die der Übung und Vertiefung des Erlernten dient und in etwa das Äquivalent zu den bisherigen Hausaufgaben darstellt. Hierbei achten wir ebenfalls auf differenziertes Material mit der Möglichkeit zur Selbstkontrolle, und wie in der Selbstlernzeit steht die Fachkraft auch in dieser Zeit als Lernbegleitung zur Verfügung.
Beratungsstunde
In den Jahrgangsstufen 9 und 10 gibt es für jede Klasse eine explizite Beratungsstunde, in der das Klassenleitungsteam sich Zeit nimmt, jeden einzelnen einer Klasse (mindestens zweimal im Laufe des Schuljahres) individuell bezüglich seiner Lernfortschritte, seiner Arbeitshaltung, der angestrebten Schullaufbahn, der Suche nach einem Praktikumsplatz oder einer Ausbildungsstelle usw. zu beraten.

Fachleistungsdifferenzierung
Ein weiteres Instrument an Gesamtschulen, der Heterogenität der Schülerschaft gerecht zu werden, sie auf dem ihren Fähigkeiten entsprechenden Niveau lernen zu lassen und sie zu unterschiedlichen Abschlüssen zu führen, ist die Fachleistungsdifferenzierung. Dies betrifft die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik und Physik, in denen frühestens ab Jahrgangsstufe 7 eine Einteilung und in leistungsdifferenzierte Kurse erfolgt.
Lern- und Förderempfehlungen
Ein an unserer Schule aktiver als an vielen anderen Schulen eingesetztes Mittel, durch das wir Schülerinnen und Schülern individuelle Hilfestellung geben und sie vor Misserfolgen zu bewahren suchen, sind die Lern- und Förderempfehlungen. Vorgeschrieben ist es, solche Lern- und Förderempfehlungen dem Halbjahreszeugnis bei Minderleistungen und dem Zeugnis am Schuljahresende bei Nichtversetzung (die es in der Gesamtschule jedoch von Jahrgangsstufe 5 bis 8 nicht gibt) beizulegen. An unserer Schule erhalten die Schülerinnen und Schüler jedoch viel früher eine solche Empfehlung, und zwar nach jeder Klassenarbeit, deren Ergebnis nicht mehr im ausreichenden Bereich liegt. Es scheint uns wichtig und sinnvoll zu sein, schon nach einzelnen Klassenarbeiten, die Defizite erkennbar werden lassen, entgegenzuwirken und Lernenden wie Eltern aufzuzeigen, was getan werden kann, um diese Defizite schnellstmöglich zu beheben – und nicht erst dann, wenn das Kind schon „in den Brunnen gefallen“ ist. Einer solchen Lern- und Förderempfehlung können Schülerinnen und Schüler sowie Eltern entnehmen, wo die Schwächen im fachlichen Bereich, vielleicht aber auch im Bereich des Arbeitsverhaltens, liegen und, was getan werden kann, damit Lücken aufgearbeitet werden und die Leistungen sich verbessern können.
Zusammenarbeit mit Eltern
Als einen wichtigen Baustein bei der Förderung unserer Schülerinnen und Schüler betrachten wir auch die Zusammenarbeit mit den Eltern. Es ist uns ein Anliegen, dass die Eltern jederzeit über den aktuellen Leistungsstand ihrer Kinder, über eventuelle Defizite und über Möglichkeiten der Förderung innerhalb und außerhalb der Schule informiert sind. Diesem Zwecke dient zum einen das „Doku-Heft“ als Medium der Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus, zum anderen die beschriebenen Lern- und Förderempfehlungen, die von Eltern in jedem Falle gelesen werden müssen. Darüber hinaus stehen alle Kolleginnen und Kollegen während ihrer wöchentlichen Sprechstunden und an zwei Elternsprechtagen im Schuljahr für Beratungsgespräche zur Verfügung.